Hausboot in Sicht! Wir haben uns mit der »Bootschaft« auf ins Ruppiner Seenland gemacht und uns damit einen kleinen Traum erfüllt. Ob Neulinge oder Fortgeschrittene: Peter und Bettina sind die beste Anlaufstelle zum Hausboote mieten in Brandenburg. Startpunkt ist die Marina »Neuer Hafen« im Ziegeleipark Mildenberg.
Das Wasser vor uns glitzert mit der Sonne um die Wette, der leichte Wellengang schaukelt uns willkommen. Die nächsten 72 Stunden werden wir hier verbringen. Tag und Nacht auf Brandenburger Gewässer, in einem Hausboot ganz für uns alleine. Wir haben unseren Heimathafen im Ziegeleipark Mildenberg noch nicht verlassen und fühlen uns jetzt schon wie die tollkühnsten Matrosen auf diesem Breitengrad. »Wir werden als andere Menschen zurückkommen«, sage ich mit fester Stimme in Richtung meiner dreiköpfigen Crew und bin mir sicher, dass es stimmt. Vor uns liegt ein Wochenende auf Europas größtem, vernetztem Seenland. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von etwa neun Kilometer pro Stunde haben wir genau das richtige Tempo für einen entspannten Ausflug abseits von Berlin.
Erste Versuche in der Marina »Neuer Hafen«
Bevor es losgeht, absolvieren wir erstmal unser Skippertraining mit Gastgeberpaar Peter und Bettina von der Bootschaft. Mit viel Geduld weisen sie uns in die Technik des Bootes ein, erklären uns Ab- und Anlegemanöver und zeigen uns die wichtigsten Seemannsknoten für die nächsten Tage. Alles, was bislang auf Land wichtig war, schieben wir in unserem Kopf erstmal beiseite. Wir lernen, das Wetter für die See richtig zu interpretieren und wie wir als Crew auf etwa 27 Quadratmetern am besten zusammenarbeiten. Nach ein, zwei Proberunden im Heimathafen machen wir die Leinen los. Also fast. Die erste Nacht verbringen wir noch in der Marina Neuer Hafen, genießen den Sonnenuntergang von unserer Dachterrasse aus und planen unsere Route für die kommenden Tage. Noch in Berlin hat uns Peter mit verschiedenen Tourenvorschlägen und nützlichen Infos zum Hausboot versorgt. Für uns soll es mit Umwegen etwa 20 Kilometer Richtung Templin gehen. Aufgeregt studieren wir die Binnenkarte und gehen nochmal alle Manöver durch.
Rundumblick auf das Naturparadies
Am Samstagmorgen lässt Kombüsenchefin Anna-Lena die Töpfe in unsere kleinen aber gut ausgestatten Küche klappern. Gut gestärkt und im Schritttempo brechen wir auf zu unserem Tagesziel, dem lauschig gelegenen Kuhwallsee. Motor starten, Leinen lösen, Ausguck halten. Die Sonne hat sich erstmal verzogen, das tut unser Abenteuerlaune aber keinen Abbruch. Mit Bravour (und viel Respekt) schlängeln wir unser knapp zehn Meter langes und fünf Tonnen schweres Zuhause durch das Ruppiner Seenland. Links und rechts bewundern wir die Natur und schreien kurz auf, wenn wir das ein oder andere Tier entdecken. Die Datschen am Wegesrand fügen sich nahtlos in die Umgebung ein und lassen unsere Ü30-Pfadfinderherzen höher schlagen. Hach, wie schön ist Brandenburg!
Sternschnuppen zählen auf dem Kuhwallsee
Am Großen Kuhwallsee angekommen, suchen wir uns einen windgeschützten Platz zum Anker werfen und Übernachten. Bevor wir uns in die Kajüte verziehen, waten wir durch das seichte Wasser und erkunden die Umgebung am Land. Die uns unbekannten Laute aus der Luft und die tiefen Krater im Boden feuern unsere Fantasie an. Wir erzählen uns die wildesten Geschichten, während die Filmmusik von John Williams in unseren Köpfen erklingt. Mit der Dämmerung machen wir uns zurück aufs Hausboot und beobachten gut eingedeckt das funkelnde Getümmel am Firmament. Als der Rotwein seine wärmende Wirkung verliert und wir keine Sternschnuppe mehr zählen können, verkrümeln wir uns von der Dachterrasse in unsere Schlafkojen. Durch das Bullauge an meinem Bett versuche ich die zwei anderen kleinen Boote auf dem See zu fixieren, um mich dann doch meinen müden Augen zu ergeben.
Kleiner Hafen, große Freiheit
Unsere letzte Nacht verbringen wir wieder havelabwärts in der Zivilisation. Im Gasthaus »Zur Fähre« in Burgwall fragen wir nach einem Liegeplatz und einer kalten Cola. Von der Bugterrasse unseres Hausbootes beobachten wir das rege Treiben am Land und auf Wasser. Bei grünem Shakshuka, unserem letzten gemeinsamen Frühstück, schwärmen wir nochmal über die sternenklaren Nächte auf Wasser und die Ruhe abseits der Großstadt. Der Platz auf unserer Capri ist zwar limitiert, trotzdem fühlen wir uns so frei und unbeschwert wie lange nicht mehr. Auch wenn wir nur ein paar Tage unterwegs waren, werden wir diese Reise so schnell nicht vergessen…und bestimmt bald wiederholen!
Unser Hausboot in der Klasse »Komfort« hat Platz für zwei bis fünf Personen. Gerade als Anfänger:innen benötigt man ein paar mehr Handgriffe mehr, weswegen wir euch den Ausflug mindestens zu dritt empfehlen. Insgesamt gibt es bei der »Bootschaft« vier Bootsklassen, wovon zwei führerscheinfrei gefahren werden können. Wer das Naturparadies rund um das Brandenburger und Mecklenburger Seenland vom Wasser aus erkunden möchte, ist bei der Bootschaft genau richtig.
Übernachtung
Bis zu fünf Personen ab 380,00 Euro pro Nacht in der Bootsklasse Komfort
Mindestbuchung von drei Nächten plus einmalig 90,00 Euro Skippertraining
Anreise
Mit der Regionalbahn geht es von Berlin aus etwa eine Stunde nach Zehdenick. Ab da nehmt ihr den Bus zum Ziegeleipark in Mildenberg, um zum Starthafen zu kommen. Ein Spaziergang durch den Park lohnt sich!
Gut zu Wissen
Ihr könnt euch für euren Trip optional Schlauchboot und SUP-Bord bei der »Bootschaft« hinzubuchen. Nehmt euch ansonsten genügend Bargeld mit, um nicht an der fehlenden Internetverbindung vom Kartenlesegerät zu scheitern.
Bootschaft
Ziegelei 5
16792 Zehdenick
www.die-bootschaft.de
info@die-bootschaft.de
Fotos: Draussen Magazin