Ab aufs Wasser! Bei Vetschau finden wir einen vollständig gefluteten Tagebausee in der Brandenburger Lausitz: Der Gräbendorfer See punktet dabei nicht nur durch seine gute Badewasserqualität, sondern auch durch seine spannende Umgebung. Wer nach dem Baden, Tauchen und Sonnen noch ein wenig im Lausitzer Seenland verweilen möchte, findet mit den »Floating Houses« eine tolle Übernachtungsmöglichkeit.
Zwischen Berlin und Dresden durchlebt die Region Lausitz eine regelrechte Metamorphose: Die Landschaft, die noch vor kurzer Zeit vom Braunkohleabbau und kargen Tagebaugruben geprägt war, verwandelt sich nach und nach zu einem einzigartigen Naherholungsgebiet. Dazu gehört auch der »Gräbendorfer See« – die Flutung der einstigen Kraterlandschaft begann schon 1996 und wurde dann 2007 mit etwa hundert Millionen Kubikmeter Wasser aus der Spree abgeschlossen. So konnte der künstlich entstandene See zu einem funktionierenden Ökosystem rekultiviert werden: Unter 457 Hektar glitzerndem Wasser liegt die beanspruchte Landschaft nun begraben. Nur noch tief verborgen auf dem Seegrund lassen sich Überbleibsel entdecken: Abbruchkanten, versunkene Wälder und vom Bergbau freigelegte Findlinge – große und markante Steine als Relikte der Eiszeit. Wir sind mitten im Lausitzer Seenland gelandet, dort wo gerade das größte künstlich geschaffene Seengebiet Europas entsteht.
Tauchgänge im Tagebausee
Über Wasser erinnert kaum etwas an die Zeit der Braunkohlereviere – Segelboote gleiten über die türkisblaue Wasseroberfläche des Gräbendorfer Sees, Möwen kreisen in der Luft und in der Ferne tummeln sich Badegäste. Dabei locken das kristallklare Wasser und die feinen Sandstrände sowohl Sonnenanbeter als auch Wassersportler an. Neben Surfen, Segeln und Schnorcheln sind am Gräbendorfer See sogar Tauchgänge möglich. Unweit dem Dorf Laasow finden wir die schwimmende Tauchschule: Hier können Tauchfans unter Führung verschiedene Touren mit unterschiedlichen Schweregraden absolvieren. Auf dem Seegrund können so auch Anfänger mithilfe eines Leinenparcours den thematisch gegliederten Unterwasserpark erkunden. Verbunden mit dem Festland ist die Basis über einen Steg, an dem auch die sogenannten »Floating Houses« vor Anker liegen.
Hausboote in Brandenburg
Die schwimmende Siedlung nahe dem Spreewald wurde 2006 fertiggestellt und bietet Feriengästen, die nicht genug vom Wasser bekommen, ganz besonderen Unterschlupf. Das familienfreundliche Resort »Möweninsel« bietet mit 116 Quadratmetern pro Ferienhaus ausreichend Platz für bis zu sieben Gästen. Die Hausboote sind so multifunktional eingerichtet, dass sie neben Erholung auch für Events wie kleine Hochzeiten oder Betriebsfeiern genutzt werden können. Eine voll ausgestattete Profiküche und ein modernes Soundsystem lassen wirklich nichts vermissen. Besonders hyggelig wird es im Herbst, wenn sich die Blätter verfärben und es still wird am See. Dann kann man es sich nach einem langen Bad vor dem Kamin gemütlich machen und vielleicht sogar einige der Kraniche beobachten, die auf ihrem Weg in den Süden am See rasten.
Rekultivierung in der Lausitz
So findet das neue Refugium in der einst unwirtlichen Gegend auch in der Tierwelt seinen Anklang: An der Ostseite, einschließlich der Insel, befindet sich das Vogelschutzgebiet Lausitzer Bergbaufolgelandschaft. Hier fühlen sich Möwen, Rebhühner und Kiebitze wohl. Wer mal einen Blick hinüber werfen will, der kann das fest installierte Fernrohr auf der Aussichtsplattform des Umwelt- und Begegnungszentrums nutzen. Die Ansiedlung von Vögeln, Fischen und anderen Wasser- und Landtieren machen den Gräbendorfer See zu einem Pilotprojekt der »Tagebaunachfolgelandschaften«. Weitere rekultivierte Seen dieses Langzeitexperiments, welches die karge Gegend wieder für Mensch und Tier erlebbar macht, zeigt eine Übersichtskarte. Darunter auch der Badesee Eichwege, der Bärwalder See mit Sandstrand oder der Felixsee mit einem 38 Meter hohen Aussichtsturm. Durch den langen Prozess der Umstrukturierung sind allerdings noch nicht alle Seen zum Baden freigegeben.
→ Viele der künstlich entstandenen und zukünftig entstehenden Tagebauseen sind durch die chemische Reaktion der Stoffe aus freigelegten Erdschichten und Wasser für viele Jahre sauer und müssen über Jahrzehnte bekalkt werden, bevor ein einziger Fisch dort überleben kann. Es kostet also viel Zeit und Geld um diese industrialisierten Landschaften wieder erblühen zu lassen. Auch der Gräbendorfer See, ein ehemaliger Braunkohlentagebau an dem bis zu fünfzig Meter tief gegraben wurde, war lange Zeit durch die menschliche Nutzung ausgemergelt. Das Projekt »Lausitzer Seenland« ist zwar immer noch nicht in Gänze abgeschlossen, aber auch jetzt schon einzigartig in seiner Größe und Art.
Am Gräbendorfer See könnt ihr für euren Nahurlaub am Wasser zwischen vier Hausboot-Typen wählen. Da die schwimmenden Ferienhäuser allesamt sehr geräumig sind und sich preislich nicht nach Personenzahl unterscheiden, eignen sie sich besonders für einen Ausflug in der Gruppe. Wer noch mehr über Vetschau wissen möchte, lädt sich am besten die lokale App mit nützlichen Tipps und Infos zur Region runter.
Ausflugstipps für den Gräbendorfer See:
»Seerundweg«
Um den See herum führt ein neun Kilometer langer Asphaltweg, perfekt zum Radfahren oder Skaten. Dazu laden mehrere Grill- und Lagerfeuerplätze zum Verweilen ein, beispielsweise am Umwelt- und Begegnungszentrum Gräbendorfer See e.V. im Ortsteil Casel. Vorherige Anmeldung erwünscht!
»Sprachwelten«
Packt euer Vokabelheft ein: Wer noch ein paar waschechte »Wenden« sprechen hören möchte, sollte sich in Wětošow (deutsch: Vetschau) nach Native-Speakern umhören. Auf eurer Entdeckungstour werdet ihr auch am berühmten Kirchen-Zwilling nicht vorbeikommen – die Wendisch-Deutsche Doppelkirche wurde Wand an Wand gebaut und ist Deutschlandweit einmalig.
»Zeitreise«
In der »Slawenburg Raddusch« könnt ihr auf den Spuren der Slawen und Germanen durch die letzten 12.000 Jahre Siedlungsgeschichte wandern. Die slawische Befestigungsanlage wurde Ende der 90er originalgetreu nachgebaut, dabei hat man Spuren bis in die Bronze- und Eisenzeit entdeckt. Ab den 28. August 2020 eröffnet auch die multimediale Ausstellung im Innenbereich wieder.
Übernachtung
Im Winter ab 169,00 Euro pro Nacht
Im Sommer ab 229,00 Euro pro Nacht
Die Preise beziehen beziehen sich auf bis zu sieben Leute
Anreise
Von Berlin seid ihr mit der Regionalbahn in weniger als zwei Stunden in Vetschau. Von dort radelt ihr etwa vierzig Minuten direkt an den Steg der Floating Houses oder ihr nehmt gemütlich den Bus und spaziert das letzte Stück zu Fuß.
Gut zu wissen
Direkt am Steg befindet sich ein kleines Café, das Snacks und Getränke anbietet. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten findet ihr im elf Kilometer entfernten Vetschau. Also großen Rucksack oder Fahrradkorb für genügend Staumöglichkeiten nicht vergessen!
Floating Houses
Am IBA Steg 1
03226 Vetschau/Spreewald
Weitere Standorte der »Floating Houses« gibt es hier:
Lausitzer Seenland, Leipziger Seenland, Havel, Ostsee und Flensburger Förde
www.floatinghouses.de
[email protected]
→ Unsere Ausflugstipps für die Sommerferien findet ihr auch im Tagesspiegel Checkpoint – dem Newsletter für Berlin
Fotos: Peter Becker, FHG floating house GmbH, paul kitawa/Mario Hambsch