Ein Ausflug in die Niederlausitz hält für uns einige Überraschungen bereit: Wo einst die Braunkohle den Ton angab, lädt heute eine Weinstube zum Einkehren ein. Das »Weingut Wolkenberg« verwöhnt uns nicht nur mit Brandenburger Landwein und Winzersekt, sondern bietet auch spannende Einblicke in ein aufblühendes Rekultivierungsgebiet.
Weit weg vom Land der Heckenwirtschaften (wir meinen natürlich Unterfranken) finden wir uns zur Weinprobe am Fuße des Wolkenbergs. Kein wirkliches Gebirge, sondern ein aufgeschütteter Berg in der Lausitz mit einer für Weinreben geeigneten 11-Grad-Neigung. Anfang der neunziger Jahre musste das gleichnamige Dorf der Braunkohle weichen und eine ganze Gemeinschaft umgesiedelt werden. Noch bis vor 20 Jahren bestimmte der Braunkohleabbau das Leben hier, dass verrät auch der Blick vom etwa dreißig Meter hohen Weinberg. Mit seinen sechs Hektar scheint der Wolkenberg wie eine grüne Fatamorgana inmitten des Vergänglichen. Um ihn herum die letzten Reste der Braunkohleförderung. Unser Ausflugort liegt zwischen Drebkau und Spremberg, am Rande des Tagebaus Welzow.
Ein aufgeschütteter Weinberg in der Lausitz
Die Niederlausitz zählt zu einer der sonnigsten Gegenden Deutschlands – und doch haben wir bislang wenig vom hiesigen Wein gehört. Dabei war Brandenburg einst Weinland, schon vor 600 Jahren kamen die »Zisterziensermönche« aus Burgund nach Brandenburg und mit ihnen die Fertigkeiten des Weinbaus. Die Lage des Wolkenbergs ist dabei so ziemlich einmalig, genau wie das dort vorherrschende Mikroklima. Die Wolkenbildung richtet sich dort nämlich zusätzlich nach den Baggerarbeiten des Tagebaus Welzow. Sind die parallel verlaufenden Gruben zum Wolkenberg erst einmal aufgefüllt, wirken sie sich weniger stark als zusätzliche Regenbarriere aus. Den Trauben zur Freude und der Fäulnis zum Trotz, weht oben am Berg stets ein frisches Lüftchen um die Nase.
Grüne Weinstube im Rekultivierungsgebiet
Von Mai bis Oktober empfängt Winzerin Bettina Muthmann, die Hüterin der rund 26.000 Reben, die durstigen Gäste in ihrer urgemütlichen Weinstube. Jeden Sonntag werden hier mit viel Leidenschaft, Käse und Brot die verschiedenen Weinsorten verkostet: Kernling, Schönburger oder Roter Riesling, um nur ein paar zu nennen. Sie tragen erheiternde Namen wie »Feierabend«, »Wochenende« oder »Himmelreich«. Ebenso erfreulich auch die Düngemittel vor Ort: Beim Wolkenberg wird für den Boden tatsächlich Elefanten-Dung eingesetzt, ein praktisches Überbleibsel aus dem Cottbuser Zoo. Wer die Gegend noch weiter erkunden möchte, begibt sich am besten auf den zwei Kilometer langen Wanderweg um den Wolkenberg herum. Der dortige Aussichtspunkt eignet sich perfekt zum Beobachten verschiedener Vogelarten – vielleicht huscht euch aber auch der Wolf vor die Linse…
Nicht einmal zwei Stunden von Berlin entfernt finden wir eine Weinstube, die ihren südlich gelegenen Nachbarn in nichts nachsteht. Der Blick vom Wolkenberg und der Spaziergang durch den Weinberghang bieten eine willkommene Abwechslung zum sonst zwar sehr grünen, aber doch flachen Brandenburg.
Transportmittel
Von Berlin fahrt ihr mit dem Zug nach Cottbus und steigt dann weiter nach Drebkau um. Von dort geht es weiter mit dem Bus oder noch besser mit dem eigenen Rad, ein Spaziergang ist in jedem Falle einzuplanen!
Gut zu wissen
Bei mindestens sieben Teilnehmer*innen könne auch individuelle Termine für eine Weinprobe unter der Woche vereinbart werden. Gerne auch in Kombination mit einer spannenden Führung durch den Weinberg.
www.wolkenberg-gmbh.de
[email protected]
Fotos: Maja Petric, PR
Stößchen auf das Weingut Wolkenberg, die diesen Beitrag durch eine Kooperation ermöglicht haben