Auch wir sind gerne mal unterwegs erreichbar, halten unsere Abenteuer in digitalen Bildern fest und nutzen praktische Reise-Apps. Mit dem Launch des neuen iPhones und wachsenden Wunschzetteln zu Weihnachten, werfen wir einen Blick auf ein paar nachhaltigere Alternativen. Wir klären die Frage, was am »Fairphone« wirklich fair ist und warum neuer nicht gleich besser bedeutet. Dabei entdecken wir die Freuden am selber reparieren und zeigen euch Initiativen, die sich um die Wiederverwertung oder Entsorgung eurer alten Geräte kümmern.
Smartphones gehören seit Jahren zu den beliebtesten Geschenken an Weihnachten – Zeitgleich verstauben laut Bitkom hierzulande rund 200 Millionen veraltete oder defekte Geräte in privaten Haushalten, mehr als doppelt so viel wie die eigene Einwohnerzahl. Ich habe selbst mal in meine Schublade des Schreckens geschaut und tatsächlich zwei alte iPhones hervorgezogen. Diese waren zwar gebraucht gekauft, aber dennoch kam das Ende für beide eher früher als später. »Elektroschrott is all around you« und wird bevorzugt aus Europa nach Afrika verschifft, wo er Einfluss auf Boden und Menschen nimmt. Was mir der Anblick der zwei Geräte nicht gleich verrät, sind die Arbeits- und Produktionsbedingungen, die hinter so einem konventionell hergestellten Smartphone liegen.
Faire Argumente für ein nachhaltiges Smartphone
Mineralien und Metalle, die in einem durchschnittlichen Gerät stecken, starten ihre Wertschöpfungskette im Bergbau, einem Sektor mit großen Handlungsbedarf in puncto Nachhaltigkeit: Von Umweltverschmutzung, gefährlichen Arbeitsbedingungen bis hin zu Kinderarbeit. Über die Gewinnung kritischer Rohstoffe wie Gold oder Kobalt wird sich bei den »Big Playern« gerne ausgeschwiegen. Denn diese werben lieber mit Lifestyle-Phrasen als fairen Argumenten. Es geht aber auch anders: Wir haben uns zwei nachhaltige Smartphones näher angeschaut und das Manifest der Selbstreparier entdeckt. Das besagt, dass etwas nicht dir gehört, wenn du es nicht selbst reparieren kannst…
Fairphone – Das grüne Smartphone aus den Niederlanden
Bei allen Entwicklungen und Ansprüchen im Bereich Smartphones bleiben die Niederländer immer schön fair. Seit 2013 setzt das Social Business »Fairphone« auf faire Arbeits- und Produktionsbedingungen bei allen Beteiligten. Verantwortungsbewusste Materialbeschaffung und das Wohlergehen der Arbeitskräfte stehen hier ganz weit oben – dafür macht Fairphone alle Prozesse der Herstellung transparent und für die Käufer einsehbar. Dazu gehören auch das Sammeln von Elektroschrott in Europa und im Ausland sowie die Beschaffung von Fairtrade-Gold, fairem Kobalt und recyceltem Kupfer.
Neues Fairphone 3+ mit verbesserter Kamera
Das gesamte Fairphone ist so gebaut, dass jedes Teil ersetzbar und austauschbar ist, dass verlängert den sonst so kurzweiligen Produktlebenszyklus und minimiert die durchschnittliche CO2-Emission um etwa 28 bis 42% bei einer Benutzung von fünf bis sieben Jahren. Gerade kam das Fairphone 3+ mit verbesserter Kamera auf dem Markt, hier gab es einen Sprung von 12 auf 48 (!) Megapixel. Natürlich lässt sich der Vorgänger des neuesten Modells im Handumdrehen auf den aktuellen Stand aufrüsten. Wer aus Datenschutzgründen auf Android und den Playstore verzichten möchte, kann ab sofort auch eine Google-freie Version erstehen.
Shiftphone – Wachsendes Familienunternehmen aus Hessen
Hinter dem Shiftphone stehen die Brüder Carsten und Samuel sowie Papa Rolf Waldeck – Die deutsche Alternative zum Fairphone sitzt nicht etwa in Berlin, sondern im nordhessischen Falkenberg. Der Name ist hier Programm: »Shift« steht für die erforderlichen Veränderungen, die das Familienunternehmen gemeinsam mit Partnern und Kunden vorantreiben möchte. Die GmbH hat sich daher bewusst aus Crowdfunding-Projekten heraus entwickelt und agiert unabhängig von Investoren. Damit bleiben wichtige Entscheidungsfreiheiten beim Unternehmen, das seine Community fortwährend in die Entwicklung ihrer Produkte mit einbezieht.
Ersatzteile, Pfandschein und nachhaltiger Rohstoffgewinn
Auch wie bei dem bekannteren Fairphone setzen die Gründer auf ein modulares und austauschbares System, ein Ersatzakku kostet beispielsweise 20,00 Euro. Neben fairen Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Rohstoffgewinn steht hier auch der Recycling-Gedanke ganz weit oben. Jedes Shiftphone wird mit einem Pfandschein verschickt, der schon beim Öffnen daran erinnert, bei Nichtgebrauch das Gerät zurückzuschicken. Im kommenden Jahr wird noch ein »2-in-1« Notebook von Shiftphone erscheinen – Das Tablop ist eine Kombination aus Laptop und Tablet.
Das Fairphone (erhältlich ab 469,00 Euro im Avocadostore*) und das Shiftphone (erhältlich ab 799,00 Euro im Avocadostore*) schaffen es, eingefahrene Produktzyklen zu durchbrechen und das eigene Konsumverhalten mit samt seinen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt zu überdenken. Weil weniger mehr ist, kommen beide Geräte ohne USB-C-Ladekabel aus – die liegen ja schon zu Genüge in besagten Schubladen herum. Dafür liefern die grünen Alternativen gleich einen passenden Schraubenzieher mit, um bestimmte Teile einfach auszutauschen und das befriedigende Gefühl des »Nicht-Wegwerfens« und Reparierens zu erfahren.
Alte Mobilgeräte entsorgen – Tipps und Adressen
Mittlerweile gibt es verschiedene Möglichkeiten, dem eigenen Handy ein zweites Lebens zu schenken oder es zumindest fachgerecht zu entsorgen. Dazu gehört beispielsweise auch die Initiative Handys für die Umwelt der Deutschen Umwelthilfe, die alte Geräte auf ihre Einzelteile prüft und versucht das zu recyceln, was möglich ist. Weitere Stellen, an die ihr euer Handy für den guten Zweck abgeben könnt sind Missio, Mobile Box und Berggorilla. Ansonsten gilt: Alte Mobilgeräte gehören auf den Recyclinghof, niemals in den normalen Hausmüll!
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Fotos: PR