Regionales Reisen ist der Katalysator für unsere Vorstellungskraft. Diese Erfahrung haben wir, gerade in den letzten Wochen, immer wieder gemacht. Nicht weit entfernt von uns können wir Orte entdecken, die nach ganz weiter Ferne aussehen und für die keine Flugmeilen draufgehen muss. Unsere Redaktion hat mal ein paar ihrer Lieblingsorte ausgegraben…
Nahreisen nicht nur schonender für Mensch und Umwelt, sondern auch besonders anregend für die nächste Urlaubsplanung. Für uns bedeutet das Reisen mit Bus, Bahn oder zu Fuß gleichzeitig das Wiederentdecken von wirklich beeindruckenden Regionen, die nur einen Katzensprung entfernt liegen. Mit ein bisschen Fantasie und Vorstellungskraft finden wir sogar Orte, die uns an weite Ferne erinnern. So entdecken wir ein bisschen »Französische Provence« in Niedersachsen, »Südsee-Feeling« an der Ostseeküste oder sogar »Reisterrassen« im Schwarzwald. Wir haben uns von den verschiedenen Gegenden in Deutschland inspirieren lassen und möchten hier ein paar unserer Fundstücke mit euch teilen.
»Französische Provence« in Niedersachsen
Lüneburger Heide
Sucht man nach Bildern von der Provence, findet man meist üppig blühende Lavendelfelder soweit das Auge reicht. Solche, in Purpur getauchten Felder, findet ihr aber nicht nur in Frankreich. In der Lüneburger Heide, im Nordosten Niedersachsens, erblühen jährlich Millionen von Heideblüten im kräftigen Lila. Die größte, zusammenhängende Heidelandschaft Europas ist zu einem großen Teil Naturschutzgebiet. Wälder, Moore und das Herz der Heide, der »Wilseder Berg« lassen sich zu Fuß oder mit dem Fahrrad am schönsten erkunden. Entdecken kann man außerdem die »Heidschnucke«, das Symboltier der Heide. Die dunklen Schafe sind die tierischen Landschaftspfleger der Heide: Sie verhindern durch den Verbiss von Gräsern und Gehölzen das Zuwachsen der Heide. Die »Heideblüte« erreicht ihren Höhepunkt im August und September.
»Kiwis« in Oberbayern
Königssee
Schneebedeckte Berge, smaragdgrüne Seen, sattgrüne Wiesen und Wälder. Diese Bilder haben wohl viele von uns im Kopf, wenn sie an die abwechslungsreiche und vielseitige Landschaft Neuseelands denken. Die Kombination aus atemberaubendem Bergpanorama und türkisblauen Seen, lässt sich aber auch in Bayern finden. Der Königssee, ein Gebirgssee im Berchtesgadener Land, ist hierfür eine unserer Lieblingsentdeckungen. Eingebettet in die Berchtesgadener Alpen und die beeindruckende Kulisse der »Watzmann Ostwand«, kann man den See auf verschiedenen Wanderrouten erkunden. Oder man wechselt einfach mal die Perspektive und bestaunt das Bergspektakel vom Wasser aus. Hierfür kann man ganzjährig Bootstouren auf dem sogenannten »bayerischen Fjord« unternehmen.
»Canyon Hype« im Pfälzerwald
Altschlossfelsen
Das Motiv vom »Antelope Canyon« in Arizona ist bestimmt einigen schon mindestens einmal auf Instagram erschienen. Besonders hübsch anzusehen ist er, wenn die leuchtende Sonne durch die roten Felsen strahlt. Doch auch hier bei uns gibt es mindestens genauso beeindruckende Gesteine zu entdecken. Wie zum Beispiel die Altschlossfelsen im Pfälzerwald an der Grenze zu Frankreich. Die unter Denkmal gestellte Felsgruppe aus Buntsandstein erinnert stark an den berühmten Verwandten aus den Vereinigten Staaten. Die eineinhalb Kilometer lange und rund dreißig Meter hohe Felsformation könnt ihr auf der Wanderroute Altschlosspfad entdecken. Den besten Blick aufs »Felsenglühen« bekommt ihr dabei von Mitte bis Ende April mit.
»Reisterrassen« im Schwarzwald
Kaiserstuhl
Ein bisschen mussten wir selbst staunen, als wir dieses Bild aus dem Schwarzwald entdeckt haben. Das relativ kleine Mittelgebirge mit einer Höhe von etwa 556 Metern erinnert auf den ersten Blick an die beeindruckenden Reisterrassen von »Banaue«, auf den weit entfernten Philippinen. Die Region rund um den Kaiserstuhl weist zwar nicht ganz so tropische Temperaturen auf, dennoch zählt sie im Sommer zu den wärmsten in ganz Deutschland. Damit ist das Gebiet natürlich bestens geeignet für den Weinanbau – das sieht und schmeckt man. So laden nicht nur die beinhahe in Gänze naturbelassenen Wanderwege zum Verweilen ein, sondern auch die dort anliegenden Winzergenossenschaften. Neben einem einzigartigen Blick auf die weitläufigen Weinterrassen locken auch die erfrischenden Badeseen zum Ausflug nach Baden-Württemberg.
»Südseeträume« an der Ostseeküste
Kreidefelsen
Weißer Sandstrand, türkisblaues Meer – So sieht das Urlaubsparadies in der Südsee aus. Doch Moment, soweit müssen wir gar nicht reisen. Auf Rügen, der größten Insel Deutschlands, strecken sich strahlend weiße Kreidefelsen aus dem Wasser empor. Im Nationalpark Jasmund, dessen Buchenwälder zum Unesco Weltnaturerbe gehören, findet sich wohl eine der bekanntesten Felsformationen Deutschlands. Der beliebte Hochuferweg führt über die Kreidefelsen und bietet eine atemberaubende Sicht auf den Königsstuhl. Dieser ragt etwa 118 Metern aus dem Wasser hervor. Ansonsten bieten sich natürlich viele Badestrände Rügens zum Südsee-Träumen an, wenn auch vielleicht nicht bei ganz so heißen Temperaturen.
Fotos: Raquel Garcia, Christian Fernández Gamio, Ursula Zürcher, Sabine Schmidt