Aufgepasst, jetzt wird es schön muckelig! Wir lauschen immer gerne den Geschichten aus unserer »Slow Travel«-Community und teilen hier eure kleinen und großen Abenteuer. Dieses Mal nimmt uns Inga Mücke aus Berlin mit in den Spreewald – samt Rucksack und Pudelherr Niko. Den Tipp zur Unterkunft im Osten Brandenburgs gibt es natürlich am Schluss.
Wenn du ganz aufmerksam bist, siehst du irgendwo zwischen Bäumen und Fließ die Krone des Schlangenkönigs blitzen – in meiner Kindheit lauschte ich ganz gebannt den Geschichten meiner Tante aus dem Spreewald. Seine einnehmende Mystik faszinierte mich und ließ zugleich meine Ehrfurcht vor dem verwunschenen Labyrinth aus dichtem, unberührtem Wald und nebelumwobenen Wasserstraßen wachsen. Und nun wo er fast vor meiner Berliner Haustür liegt, kann ich seiner Magie nicht mehr widerstehen: In den letzten Strahlen der Herbstsonne geht es mit Rucksack und Hund mitten ins Nirgendwo, wo sich Fuchs und Hase ganz ungestört gute Nacht sagen und wir in das ganz ursprüngliche Leben des Spreewalds eintauchen konnten.
Novemberniesel auf Niedersorbisch
Als wir mit der Regionalbahn nach einer knappen Stunden den Bahnhof Vetschau erreichen, vertreiben zarten Sonnenstrahlen den grauen Novemberniesel. Für die Jahreszeit ist es noch angenehm mild draußen und ich freue mich jetzt schon auf unsere ausgedehnten Wanderungen und den Versuch, mit Hund über die Fließe zu paddeln. Unsere Gastgeberin Franziska erwartet uns schon am Bahnhof. Mit wenigen Handgriffen verstauen wir das Gepäck und die große Tasche mit den Lebensmitteln, die ich vorsorglich für das Wochenende eingepackt habe. Zufrieden lasse ich mich in den Sitz fallen, während Franziska über Land und Leute erzählt. Unser Weg führt uns direkt nach Burg, die größte Streusiedlung Deutschlands. Bereits am Ortseingang begrüßt uns die Gemeinde in ihrer zweiten Sprache – Niedersorbisch.
Spreewaldhäuser und Maulwurfshügel
Unser Weg führt uns vorbei an kleinen Häusern, die hier aufgrund des Wasserspiegels und der Bodenbeschaffenheit auf kleinen Erhebungen »Kaupen« erbaut sind, über kleine Brücken, der Therme und Franziskas Geheimtipp, einer kleinen Töpferei. Eine halbe Stunde später schlängelt sich der Van auf eine kleine Auffahrt – ich komme aus dem Staunen gar nicht raus. Auch Niko hat plötzlich Hummeln im Hintern und muss unbedingt das weitläufige Grundstück mit seinen zahlreichen Maulwurfshügeln erkunden. Unser Zuhause ist eine umgebaute Scheune, die zum Wohnhaus von Franziskas Familie gehört. Auf dem Grundstück finden gerade Bauarbeiten statt. Denn Franziskas Herz schlägt für die alten Spreewaldhäuser. Durch Erbschaftsunstimmigkeiten oder fehlendes Kapital sind in der Region immer wieder traditionelle Blockbohlenhäuser vom Verfall bedroht. Eine 250 Jahre alte Scheune konnte Franziska erst vor kurzem retten und lässt diese nun hier auf dem Grundstück wieder aufbauen.
Auszeit für Mensch und Pudel
In das Wochenendhaus ihrer eigenen Familie dürfen wir sogar einen Blick werfen. Viele, liebevoll erhaltene Details erzählen vergangene Geschichten. Und kaum zu glauben, dass hier früher zwei Familien Platz gefunden haben. Die Feuerstelle nahe am Steg ist bestimmt ein Lieblingsplätzchen. Dann geht es in »unser« Haus – das Dachgeschoss der Reet-gedeckten Scheune: Die mit ökologischen Materialien wie Zellulosedämmung, Lehmputz und Eichenparkett ausgebaute Wohnung ist urig, gemütlich und überraschend geräumig. Und auch für vierbeinige Gäste ist bestens gesorgt - Hundedecken vor dem Kamin, ein bisschen Spielzeug und der Freifahrtschein, den Maulwürfen ein bisschen auf den Geist zu gehen. Nicht nur mein Hund kommt an diesem Wochenende auf seine Kosten.
Mit seinen unzähligen und sogar gut ausgeschilderten Wanderwegen, (versteckten) Sehenswürdigkeiten und tierischen Bewohnern gibt es im Spreewald eine Menge zu entdecken. Und auch im nahenden Winter hat das Naturschutzgebiet seinen ganz besonderen Reiz. Zu Weihnachten gibt es unter den Hof-Gemeinschaften sogar Adventsfeste, zu denen neugierige Gäste herzlich eingeladen sind.
Einchecken, bitte: Die Unterkunft Kauper 63 können Inga und Niko wärmstens weiterempfehlen. Der hundefreundliche Hof mit den zwei Blockbohlenhäusern ist in der Streusiedlung Burg-Kauper und mitten in der Natur des Spreewaldes zuhause. Schlafplätze gibt es für zwei Personen, die Nutzung der Kajaks und Fahrräder sind im Übernachtungspreis inklusive.
Die Person hinter der Geschichte:
Über ihre Spreewaldliebe schreibt hier Journalistin und Kommunikatorin Inga Mücke, die es eigentlich nur im Doppelpack mit Pudel Niko gibt. Die beiden sind am liebsten draußen zuhause und träumen gerade von ihrem eigenen kleinen Schrebergarten. Zuletzt ging es für die 40-jährige nach Rügen, ihr nächstes Reiseziel lautet (hoffentlich) Wien. Zuhause in Berlin spaziert das sympathische Gespann gerne der Erpe im Hirschgarten entlang. Mehr Geschichten von Inga und Niko sowie nützliche Reisetipps für Hundebesitzer*innen findet ihr im Netz unter Pudelwohl und auf Instagram.
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Fotos: Inga Mücke, With the Wolves Photography