Der »Bahnhof Rehagen« in Teltow-Fläming lädt zur ultimativen Zeitreise ein. Wir dürfen uns ein bisschen wie »Monsieur Poirot« im Orientexpress fühlen – dabei sind wir mitten in Brandenburg. Unsere Redakteurin und Krimi-Vielleserin Anna-Lena erkundet für uns das einzigartige Schlafwagenhotel. Einsteigen, bitte!
Einer meiner liebsten Agatha Christie Romane lautet »Mord im Orientexpress« – nicht nur, weil ich Kriminalgeschichten liebe, sondern auch weil die komplette Geschichte in einem Zug stattfindet. Bei den aufregenden Erzählungen vom Speisewagen, der Cocktailstunde an der Bar oder den Beschreibungen der komfortablen Schlafwagen möchte ich mich am liebsten direkt in den Zug beamen und für mindestens eine Woche dort wohnen. Bei Teltow-Fläming in Brandenburg habe ich mit dem »Bahnhof Rehagen« einen Ort gefunden, der dieser Sehnsucht nachkommt.
Begegnungen am Bahnhof
Wer auch vom Reisen und Leben im Zug träumt, ohne allzu weit in die Ferne schweifen zu müssen, dem sei das »Schlafwagenhotel Rehagen« empfohlen. Familie Boyer hat 2010 den historischen Bahnhof Rehagen im Fläming in Brandenburg, etwa fünfzig Kilometer von Berlin entfernt, zu neuem Leben erweckt. Mit dem Wunsch, einen Ort der Begegnungen zu schaffen, dient das Bahnhofsgebäude heute nicht nur als Restaurant mit authentisch französischer Küche, sondern auch als abwechslungsreiche Kultur- und Eventlocation. So finden neben dem Restaurantbetrieb regelmäßig Konzerte, Ausstellungen und auch Tanzkurse statt - der Austausch mit Menschen von Nah und Fern liegt den Boyers besonders am Herzen. Ganz so, wie es sich für einen Bahnhof gehört.
Übernachten im Schlafwagen
Und als wäre ein wunderschönes Bahnhofsgebäude noch nicht besonders genug, folgte 2016 die Eröffnung des Schlafwagenhotels. Gleich drei nostalgische Schlafwagen laden die Besucher zum Übernachten ein. Zwei davon wurden einst in der DDR für die transsibirische Eisenbahn gebaut, gingen aber nie auf Fahrt. Der dritte, die Donnerbüchse, stammt aus den 30er Jahren und wurde ebenfalls zu einem großem Schlafzimmer umgebaut. Überhaupt hat Familie Boyer große Umgestaltungs- und Renovierungsarbeiten geleistet, um den Ort zu einer Übernachtungsmöglichkeit mit viel Liebe zum Detail zu gestalten. Die Schlafwagen waren ursprünglich einmal ganz normale Abteile mit Sitzreihen – heute sind sie alle mit gemütlichen Doppelbetten, Duschbad und WC ausgestattet.
Insgesamt hat das Schlafwagenhotel Platz für 26 Gäste. Mit Original-Schlafwagenliegen kann man die Doppelzimmer so aufbetten, dass in einigen Abteilen auch vier Personen übernachten können. Auch schön: Einige der Räume in den Waggons können für kleine Meetings genutzt werden.
Familie Boyers Ausflugstipps für die Umgebung:
»Draisine«
Eine Tour mit der Draisine ist für viele unserer Gäste ein Erlebnis. Man kann sogar am Bahnhof Zossen direkt in die Draisine umsteigen und so ohne Auto den Bahnhof Rehagen erreichen. Aber auch andere Touren, wie beispielsweise an den Mellensee, sind wunderbar.
»Bücherstadt«
Schön kurios: Die Bücher- und Bunkerstadt Wünsdorf. Hier können Besucher mitten in einem Kiefernwald sowohl frühere Bunkeranlagen besichtigen als auch in drei Antiquariaten nach Büchern stöbern. Museen und Galerien findet ihr auch noch auf dem Gelände.
»Glashüttenstadt«
Ein weiterer Tipp in Baruth: Schon 1716 wurde die kreative Glashüttenstadt gegründet. Heute finden sich hier nicht nur ein Museum zum traditionellen Glashandwerk, sondern ein ganzes Dorf mit traditionellen Handwerken. Besucher können die hergestellten Produkte wie Keramik, Kosmetik oder auch verschiedene Lebensmittel direkt vor Ort kaufen.
Übernachtung
Einzelbelegung ab 75,00 Euro pro Nacht
Doppelbelegung ab 105,00 Euro pro Nacht
Anreise
Von Montag bis Mittwoch hat Familie Boyer Ruhetag oder Veranstaltungen. An den anderen Tagen fahrt ihr von Berlin mit dem Zug bis nach Zossen. Von da geht es per Fahrrad, Bus oder Draisine weiter nach Rehagen.
Gut zu Wissen
Frühstück im Restaurant ist im Preis inbegriffen. Für alle anderen Tagesbesucher gibt es auch einige Termine zum Brunchen im historischen und barrierefreien Bahnhofsgebäude.
Bahnhof Rehagen
Am Bahnhof Rehagen 1a
15838 Rehagen / Am Mellensee
www.bahnhof-rehagen.de
[email protected]
→ Unsere Ausflugstipps für die Sommerferien findet ihr auch im Tagesspiegel Checkpoint – dem Newsletter für Berlin
Unser Buchtipp zur »Schlafwagen«-Unterkunft:
Hercule Poirot hat gerade noch einen Platz im Orientexpress von Istanbul nach London erwischt. Doch die einkehrende Idylle währt nicht lange: Während eines Stopps durch ein aufkommendes Schneechaos wird einer der Passagiere erstochen. Der Täter muss noch unter den Fahrgästen sein, nur wer hatte das Motiv dazu und welche Geheimnisse verbirgt der Tote? Die berüchtigte Kombinationsgabe des Meisterdetektivs arbeitet auf Hochtouren, schließlich möchte er die Lösung des Falls so bald wie möglich im Speisewagen präsentieren. Der Krimi eignet sich perfekt als Wochenendlektüre im nostalgischen Schlafwagen, um sich in die einmalige Szenerie hineinzulesen.
»Mord im Orientexpress« von Agatha Christe, 256 Seiten über Hoffmann und Campe
Fotos: Laura Schneider, Inka Chall