Interview

Rolling Fox – Mit Katharina Charpian ins Bulli-Abenteuer

Eigentlich haben wir ja Autos und Konsorten abgeschworen. Bei einem rüstigen Bulli drücken wir aber gerne mal beide Augen zu und lassen uns von den Abenteuergeschichten begeistern, die so ein Gefährt mit sich bringt. Hier unsere drei Fragen an Bulli-Besitzerin Katharina Charpian, die uns mit ihren Reisebildern schon lange sehr glücklich macht…

Einfach einsteigen, losfahren und dort übernachten, wo der Blick aufs Meer am schönsten ist: Klingt nach dem Traum vieler spontan Reisender. Und doch lassen nur wenig ihn wirklich wahr lassen. Eine, die ihrer Abenteuerlust einfach nachgegangen ist, heißt Katharina Charpian. Die Journalistin und Co-Gründerin von »Tastics Media«, zu dem auch femtastics (wir sind große Fans!) und homtastics gehören, hat sich einen Bulli Modell »T3 Joker« mit Westfalia-Ausstattung zugelegt und damit die lang ersehnte Solo-Reise durch Portugal unternommen. Es folgten weitere Abenteuer mit The Rolling Fox – Hündin Helle ist dabei als Beifahrerin genauso gerne an Board wie der passende Soundtrack zum nächsten Roadtrip. Katharina hat uns Einblick hinter die Kulissen einer Bulli-Besitzerin gewährt und von ihren liebsten Abenteuer erzählt. Vorsicht, beim Lesen könnte akutes Fernweh auftreten!

Wir folgen schon lange deinen wunderbaren Reisegeschichten aus dem »Rolling Fox«. Wie kamst du dazu, dir einen Bulli zuzulegen und wann ging es damit zum ersten Mal auf Tour?

Nachdem ich von 2016 bis 2018 eine Schrebergarten Laube in den Vier- und Marschlanden bei Hamburg renoviert habe, mein »Summerhouse Linden Lane«, musste ein neues Projekt her. Außerdem kam der Wunsch nach einer Solo-Reise vor zwei Jahren immer mehr in mir auf. Van-Besitzer*innen kannte ich in meinem direkten Umfeld nicht und auch das Thema Camping ist mir in meiner Kindheit und Jugend nie begegnet. Ich war aber schon immer ein sehr naturverbundener Mensch. Als ein Bekannter mir im Rahmen eines Interviews für mein Onlinemagazin seinen VW T2 zeigte, kam ich das erste Mal mit einem Bulli in Berührung und bin dem Oldtimer-Charme sofort verfallen. Über meinen Geburtstag, im Sommer 2018, habe ich mir dann den T2 »Fiete« über Paul Camper geliehen und bin damit nach Dänemark gefahren – die Generalprobe. Auf dem Rückweg ist der Bulli auf der Autobahn liegengeblieben, an einer Stelle ohne Standstreifen und er musste letztendlich bis nach Deutschland abgeschleppt werden. Das Erlebnis hat mich aber in keinster Weise abgeschreckt. Viel zu schön ist es mit dem Bulli die Welt zu entdecken, vom Meeresrauschen im Aufstelldach geweckt zu werden und den ersten Kaffee direkt in der Natur zu genießen. Mein Entschluss stand nach dem Kurztrip fest: Ich werde mir einen Bulli kaufen und damit alleine auf große Tour gehen und in Zukunft viele Mikroabenteuer damit bestreiten.

Nächtelang habe ich mich in das Thema eingearbeitet, mich durch Foren, Online-Portale und Facebook-Gruppen gescrollt, Bekannte um Tipps gebeten und einen Schrauber-Workshop besucht. Es folgten einige Besichtigungen. Über ein halbes Jahr hat die Suche nach Fox gedauert. Am 18. April 2019 habe ich den braunen T3 Joker mit Westfalia-Ausstattung, Baujahr 1982, über Ebay Kleinanzeigen gekauft. Meine erste große Reise war zu dem Zeitpunkt schon längst geplant. Es sollte Anfang Mai 19‘ für sechs Wochen an die portugiesische Atlantikküste gehen, was ich bereits Anfang des Jahres mit meinen beiden Kolleginnen Anna und Lisa, mit denen ich das Medienunternehmen Tastics Media führe, abgesprochen hatte – ein Mini-Sabbatical sozusagen. Ich hatte also nur noch wenige Wochen Zeit, um den Bulli anzumelden, kleine Reparaturen umzusetzen, mir ein kleines Ersatzteillager zusammenzustellen und eine Camping-Ausrüstung zuzulegen. Es gab so viel zu tun, dass ich es noch nicht einmal geschafft hatte, eine Nacht in Fox vor der Abreise zu schlafen.

Du hast so einige Abenteuer auf vier Rädern erlebt. An welches erinnert du dich am liebsten zurück?

Die Portugalreise alleine mit meiner Hündin Helle war definitiv mein Highlight und hat mein Leben im Nachhinein unerwartet ziemlich auf den Kopf gestellt. Über 7.500 Kilometer sind Fox, Helle und ich in den 5 Wochen unterwegs gewesen und ich hatte nicht nur eine ziemlich intensive Kennenlernphase mit Fox, sondern auch mit mir selbst. Aber es muss nicht immer der Atlantik sein. Im Juli habe ich eine einwöchige Reise mit meinem Freund nach Polen gemacht – oder wie wir es nennen, das »Zweihorn Festival«. Aufgrund der vielen abgesagten Festivals dieses Jahr, haben wir diesen Sommer einfach unsere eigene Festivals, nur für uns beide, veranstaltet. Die Reise hat mal wieder gezeigt, dass man gar nicht weit und auch nicht monatelang unterwegs sein muss – das nächste Abenteuer wartet schon hinter der nächsten Kurve! Und auch wenn ich meinen Solo-Trip sehr genossen habe, ist es genauso schön, sich gemeinsam in ein Bulli-Abenteuer zu stürzen.

Wie planst du deine Touren und was empfiehlst du Bulli-Anfänger*innen, die nun auch die Reiselust packt?

Ich würde empfehlen, gar nicht zu viel zu planen. In einem alten Bulli ist der Weg das Ziel und all die Abzweigungen – wie im echten Leben – machen so eine Reise erst spannend. Bulli-Anfänger*innen würde ich empfehlen, sich auch erstmal einen Bulli für ein paar Tage oder eine Reise zu mieten und so erstmal zu schauen, ob es etwas für einen ist. Mit Fox kann ich höchstens 85 km/h fahren, das laute Motorbrummen steht im Battle mit den Podcasts oder meiner Roadtrip-Playlist, die ich während der Fahrt höre, und statt Standheizung müssen nachts Mütze und Onesie herhalten – ich liebe all das, aber es ist vielleicht nicht jedermanns Sache.

Was ebenfalls ein wichtiges Thema ist: Mit so einem Dieselmotor ist man leider sowieso schon nicht der/die beste Freund*in der Umwelt. Man sollte jeden Ort sauberer verlassen, als man ihn vorgefunden hat, also keinen Müll liegen lassen und am besten noch welchen aufsammeln. Auch der Kauf von umweltfreundlichen, am besten komplett abbaubaren, Shampoos mit denen man unter der (Solar)-Dusche duschen kann, macht Sinn. Jede*r kann im Kleinen anfangen, das Leben »on the Road« nachhaltiger zu gestalten. Und ansonsten: Plant nicht so viel und genießt das Freiheitsgefühl! Es lohnt sich definitiv immer, die eigene Komfortzone zu verlassen.

Na, schon voll im Bulli-Fieber? Noch mehr spannende Van-Geschichten gibt es bei The Female Explorer und Lara Keuthen zu entdecken. Lara war mit ihrem ausgebauten Feuerwehrbus namens »Hanuman« nicht nur in Schweden, sondern auch auf Flitterwochen in Deutschland und Österreich unterwegs. Wir träumen schon mal vom nächsten Abenteuer, hach!


→ Du bist auch Teil der #SlowTravel-Community und möchtest deine Geschichte erzählen? Mit einem Klick bist du dabei!


Fotos: Magdalena Mitter, Katharina Charpian, Axel Hackbarth

Kommentare sind geschlossen.